Karneval in Aachen

Oche Alaaf und Narrenkappen – den Karneval in Aachen muss man gesehen haben

Es gibt nichts Wichtigeres als einmal im Leben Karnevalsprinz zu sein – zumindest sehen das die aktiven Karnevalisten so und Aachen ist neben Düsseldorf und Köln eine Karnevalshochburg.
Schon 1830 gab es nachweislich den ersten Prinzen – „Held Karneval“ hieß er damals bzw. Arthur Boyd Reumont.

In Aachen haben übrigens gleich mehrere das Vergnügen Prinz zu werden. Es gibt den Prinz Karneval von Bad Aachen – der herrscht über die ganze Stadt.
Und dann gibt es die Bürger- oder Stadtteilprinzenpaare in den Stadtteilen Brand, Haaren, Verlautenheide und Richterich und in Lichtenbusch gibt es zusätzlich noch das Lichtenbuscher Dreigestirn.
Und damit alles seine Ordnung hat unterscheiden sich die Bürgerprinzen vom eigentlichen Prinz Karneval sichtbar in der Uniform – die Narrenkappen haben eine unterschiedliche Anzahl von Federn.
Ach ja, auch der Nachwuchs muss natürlich gefördert werden. Und deshalb gibt es auch Kinderprinzenpaare, genau so abgestuft organisiert wie die Erwachsenen.

Es wird also gefeiert bis der Arzt kommt – die Session beginnt offiziell am 11.11. Es folgen Sitzungen, Aufmärsche usw. und der offizielle Hochruf ist „Oche Alaaf“ („Aachen Alaaf“).
Die „Tollen Tage“ dann sind von Weiberfastnacht (der Donnerstag vor Rosenmontag – an diesem Tag haben die Männer  nichts zu Kamellen und kriegen obendrein ihr Heiligtum, die Krawatte, abgeschnitten) bis Aschermittwoch.
Am Aschermittwoch beginnt die 40 tägige Fastenzeit, bis Karsamstag und die Ausschweifungen des Karneval werden mit dem Besuch in der Kirche und dem Aschenkreuz auf der Stirn verziehen.
Da kann man doch beruhigt so richtig auf die Pauke hauen!

Aachen hat mehr als 50 Karnevalsgesellschaften die am 11.11. den „Fastelovvend“ einläutet.
Und noch eine Besonderheit gibt es in Aachen:
Seit über 50 Jahren wird jedes Jahr wieder der „Orden wider des tierischen Ernst“ verliehen.
Es ist ein Orden für Persönlichkeiten des Öffentlichen Lebens, die Humor im Amt bewiesen haben und nicht immer alles trocken und ernst angehen.
Einige Beispiele dafür sind:
1950: J.A. Dugdale – ein Militärstaatsanwalt der einem Verurteilten während der „höchsten Feiertage im Rheinland“, nämlich die Karnevalstage, Hafturlaub gewährt.
1952: Jules von Jouanne – Regierungsrat, ließ in der Stadt Mölln ein Festmahl für die Finanzminister abändern – es gab Eintopf, weil „Schleswig-Holstein arm“ ist.
2008: Fürstin Gloria von Thurn und Taxis – übrigens erst die 4. Frau die einen solchen Orden entgegen nehmen konnte. Die wundersame Wandlung von der Punk-Party-Prinzessin zur gläubigen Katholikin, die ihren Stand mit Humor ausfüllt war der Grund der Verleihung.

Der Auslöser für den Karneval in Aachen war die französische Besatzungszeit 1794 – 1814. Aachen war Sitz der Verwaltung des Département de la Roer und von hier aus wurde Besatzung des gesamten Rheinlands organisiert. Die Präsenz wurde durch patrouillierende natürlich uniformierte Soldaten dargestellt und gleichzeitig wurden – aus Sicherheitsgründen – die Schützenvereine verboten.
Das lässt man sich nicht so einfach bieten und auch gegen die eingeführte Militärpflicht für alle Männer ab 18 war der Bevölkerung ein Dorn im Auge.
Und als Zeichen ihres Protestes und der Ablehnung verhüllten sich die Aachener in Lumpen die sie uniformähnlich gestalteten und marschierten damit vor den Kasernen auf, sangen Schmählieder und verunstalteten absichtlich den militärischen Gruß.
Das war die Geburt des Karneval – also ist der Karneval eigentlich eine antimilitaristische Protestbewegung.
Ob das alle Karnevalisten noch wissen?

Vielleicht ist es der Grund, dass die traditionellen Karnevalsvereine ihre Aufmüpfigkeit und Respektlosigkeit vor der Obrigkeit ein bisschen vergessen haben und die Regeln für ihre Vereine sehr hoheitsgläubig gestaltete haben – in Aachen gibt es sie – einen alternativen Karneval, den „Strunx“ mit dem Motto: „Total ejal“.
Es wird kein Thema ausgelassen und schon im Jahr 1992 hatte der „Strunx“ den ersten Skandal:
Der Karnevalsprinz „Schwulität Jonathan“ warf anstatt Kamelle Kondome in die Menge.

Zusammengefasst ist zu sagen – die „Tollen Tage“ in Aachen, vor allem der Straßenkarneval, ist einen Besuch wert.

Man sollte nur nicht vergessen – fröhlich und ausgelassen sein, miteinander feiern und sich amüsieren ist vielleicht nicht nur zu Karneval ein anstrebsames Ziel.